avant / garde / under / net / conditions (vormals: perspektive | issue 43 | 2002 )

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interview

[/] interview (deutsch)
[/] interview (english)

visual

[/] ITALY GOES BANANAS (38.33 kb, jpg)
[/] What's wrong with this picture (63.39 kb, jpg)



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> anna banana - [canada]
> vittore baroni - [italy]
> blah brothers - [UK]
> susanna lakner - [germany]
> pips dada corporation - [germany]
| - - -< anna banana >- - - |


/->/ mailartistin und bananologin - kanada


>> The Encyclopedia Bananica
>> / interview /
[question-1] :v: [question-2] :v: [question-3] :v: [question-4]


> [question-1//perspektive]
avantgarde hat mitunter in einem art faradayschen käfig zu operieren, um neue techniken auszutesten und die etablierten methoden und praktiken zu beobachten. oftmals stellt sie eine konspirative gruppierung dar. anna banana arbeitet und operiert in ihrem "bananaland" mit ihren eigenen briefmarken und corporate design elementen. ist "bananaland" eine unabhängige zone und spiegel des "ethernal network" der mail art? was sind die vorteile dieser zone?

>> [question-1//response]=[anna banana:]

ich verstehe all die "selbstgenerierten realitäten" der MA netzarbeiter (mail art netzarbeiter) als möglichkeit, für die eigene arbeit und aktivität hoheitsrecht zu beanspruchen, indem eine art von psychischem (gegen-)raum dem diktat der corporates, der konsumkultur und der kommerziellen ausrichtung der "high art" entgegen gesetzt wird. "bananaland" ist nur einer dieser "unabhängigen zonen", in der verschiedene künstler ihre opposition, ihre haltung gegen die dominante kultur, wie sie von den massenmedien mit all ihren kommerziellen und materiellen aspekten transportiert wird. leben.
viele dieser alternativen, selbstgenerierten realitäten (wie etwa Tui Tui, Mraur, Occussi Ambeno, Canadada, the Isle of Toast, State of Being, Terra Candella, um nur einige zu nennen) geben ihre eigenen Postwertzeichen heraus, "corporate" designs und oder staatliche symbole. durch diese symbole erkennen sich netzarbeiter untereinander und in ihrem "outsider" status, der insgesamt die basis für eine grosse internationale gemeinschaft bildet. der vorteil dabei ist dann, dass einer sich so als teil einer grossen gruppe visualisieren kann, nicht nur als einzelne stimme, das sprechen auf myriaden von wegen gegen den status quo. die erkenntnis, nicht allein zu sein, sondern teil einer wachsenden gruppierung zu sein, die sich nicht in das dominante wertsystem einkauft, stärkt und fördert die einzelne dissidente stimme...

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> [question-2//perspektive]
bananaland hat ein eigenes wörterbuch als parodie auf die "encyclopedia britannica" und favorisiert "slanguage" gegenüber dem etablierten kunst- und sprachkonsens. das herausarbeiten virtueller und/oder künstlicher sprachen ist eine bekannte technik avantgardistischen arbeitens. lässt sich damit der etablierte code der gesellschaft aufbrechen? was ist eigentlich "slanguage" und die "encyclopedia bananica" eine art gegenkulturelles culture jamming?

>> [question-2//response]=[anna banana:]

die "encyclopedia bananica" ist nur eine von vielen parodien, die ich ausgearbeitet habe. parodie ist meine waffe gegen das "corporate konsumenten bewusstsein" - eine weg, um dinge zu drehen und damit einen anderen blickwinkel auf die welt zu bieten...auf eine welt ernster, "wissenschaftlich-ökonomischer" autorität, die alles versucht zu diktieren. um autorität zu parodieren, muss man ihre basisprämissen in frage stellen und ihren status der "absoluten wahrheit" lächerlich machen.
die bananica nimmt die form der britannica an, z.b. enzyklopädisches "wissen" über bananen, legt den blick auf die banane im täglichen leben in allen facetten fest; wie und wo bananen vorkommen - in kunst, in verbindung mit berühmtheiten, auf events, im marketing, in geschichte, literatur, mythen, news, liedern, im show Business und in der "slanguage".
slanguage in der encyclopedia bananica stellt die referenzen zum slanggebrauch des wortes "banane" her; als phänomen der gesamten kultur und festgehalten in beträchtlichen details. beim besprechen dieses bereichs der bananica wird oft die frage aufgeworfen: "warum bananen?". warum keine orangen? äpfel? meine theorie ist, dass es sicherlich mit der witzigen verbindung zwischen bananen und primaten, die bananen lieben, zu tun hat und ihrer offensichtliche phallischen form.



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> [question-3//perspektive]
anna banana selbst hat eine starke verbindung zu frühen dada gruppen wie "bay area dada" - "dadaland" - und "mendo area dadaists". viele ihrer mail art- und performance arbeiten müssen auch im dadakontext gelesen werden. mail art als bewegung war immer mit avantgarde bewegungen wie fluxus und neoismus verbunden. ist dadaismus immer noch wichtig für sie oder sollte dada lieber "banana" gehen? :-)

>> [question-3//response]=[anna banana:]

für mich sind dada, fluxus, neoismus alles nur begriffe für den gleichen impuls oder haltung; dass kunst mehr ist, als "kostbare objekte" herzustellen. bananologie ist meine spezielle, "freundlichere" und "leichter verarbeitbare" version dieser objekte. obwohl meine veranstaltungen sich über institutionen wie die olympischen spiele mit ihrer betonung auf "die schnellsten/besten der welt" lustig machen, machen sie es mit humor, der das publikum involviert und engagiert, nicht nur mit der institution konfrontiert. für mich ist das mehr, als man erwarten kann.



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> [question-4//perspektive]
avantgarde nutzt manifeste für die verbreitung ihrer ziele. die mail art bewegung macht hierin keine ausnahme. es gibt einen gängigen slogan über frauen in der mail art, dass männer die manifeste machen und frauen die kontakte knüpfen. ihre arbeit betont die wichtigkeit eines "fe mail" netzwerkes innerhalb der mail art. wie würde ihr manifest gegen diese bipolare männliche festlegung lauten? sollte die geschichte der mail art auch als "herstory" geschrieben werden?

>> [question-4//response]=[anna banana:]

ich bin mir nicht bewusst, dass ich ein "femail" networking propagiere, aber mir IST es wichtig, dass weibliche netzarbeiter als aktive und wertvolle teilnehmer wahrgenommen werden. gerade weil männer dazu neigen, die von männern gemachten manifeste zu historifizieren, wird die arbeit von frauen oft übersehen. ich würde den slogan neu formulieren: "männer machen manifeste, frauen manifestieren." sicherlich tragen männer auch zum aufbau und austausch von mail-art kunstwerken...aber sie prahlen lieber gerne damit (z.b. sollen ihre arbeiten dadurch mehr ernst genommen werden und sie glauben ihre manifeste sind deshalb auch so rezeptionswürdig).
Ich stimme zu, dass die geschichte der mail art mehr eine "herstory" sein sollte. besonders weil frauen oft die ganze arbeit machen, aber nicht soviel wind darum machen, werden sie von männlichen autoren einfach ignoriert. ich bin glücklich darauf hinweisen zu können, dass wir wenigstens eine ernstzunehmende autorin, Honoria (abgesehen von mir selbst) haben, die die fehlende balance auszugleichen versucht. sie schreibt gerade an ihrer these über die einflüsse des internets auf die mail art und die interaktion zwischen beiden systemen. sie will mit ihrer arbeit am ende des jahres fertig sein. ich bin auf ihre arbeit sehr gespannt. wenn sie wollen, können sie sie unter: <honoria@mailartist.com> kontaktieren.

[-- übertragung aus dem englischen --]



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