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> [question-1//perspektive] für eric kluitenberg ist die wesentliche aufgabe einer avantgarde heute, die oberfläche der hegemonialen strukturen unserer gesellschaft autzubrechen und den "netten" output zu dekonstruieren. ihre visuellen arbeiten reflektieren stark auf die komplexität dieser oberflächen. der diagrammatische aspekt hilft, komplexitäten zu verstehen. wie wichtig sind oberflächen und grenzen für ihre visuelle arbeit? sind diagramme ein weg, den etablierten code aufzubrechen und/oder zu rekonstruieren?
>> [question-1//response]=[mark ehling:]
ich denke, grenzen sind sehr wichtig. sie stellen für einen künstler (oder jeden, der objekte, bilder oder text herstellt) einige wünschenswerte effekte zur verfügung. zum einen ist da der voyeuristische aspekt von rahmen und grenzen – er lädt zum spionieren ein wie ein erleuchtetes fenster in der nacht einladen kann – das mag komisch klingen – ich liebe es, in fenster zu sehen. zum anderen erlauben grenzen, mit kontext zu spielen, dinge nebeneinander zu stellen. ich könnte das bild einer kuh zeichnen und wenn ich dann noch ein weiteres bild zeichnen würde – sagen wir das eines t-bone steacks und es neben das andere bild stellen würde, hätte ich plötzlich ein narrativ gebaut: eine geschichte von leben und tod. und das narrativ war nur möglich durch die grenzziehung, durch die unterscheidung zwischen kuh und steack. der autor donald barthelme erläutert diesen effekt ausführlich in bezug auf ein werk von robert rauschenberg, "_Monogram_", das eine ausstaffierte ziege zeigt, die von einem uniroyalfarbenen reifen umgeben ist. das aufeinandertreffen/die grenzen zwischen einer "ziege" und einem "reifen" erlaubt einen dialog und einen kommentar zwischen beidem, ein zwischenspiel der bedeutungen. und letztlich – den grund kann ich nicht wirklich erklären – tendiere ich dazu, zuerst kleine boxen zu zeichnen: ich mache zuerst all diese boxen/behälter und fülle die dann mit bildern. vielleicht mache ich das nur aus angst, nicht das ganze blatt zu füllen –ich bin mir nicht sicher. es ist für mich gut zu wissen, wie gross der rahmen meiner arbeit sein wird.
bezüglich deiner frage, warum ich diagramme verwende: ich glaube, ich nutze sie, weil ich einige aspekte ihres inhärenten "zaubers" nutzen kann. "zauber" ist vielleicht nicht das richtige wort, aber es scheint mir doch zutreffend, wenn ich etwas "diagrammatisches" zeichnen möchte. ich verwende den "zauber" des diagramms und verfremde und verwerte es auf meine weise. diagramme werden herkömmlich als simpel bezeichnet. man sagt ihnen nach, dass sie komplexe aufgaben vereinfachen, erklären etwa wie man salsa tanzt. aber diagramme sind auch autoritäre figuren: wir kennen sie aus büchern und bedienungsanleitungen. also: sobald ich etwas zeichne oder über etwas schreibe, das absolut nicht einfach ist – als beispiel die zwischenmenschliche interaktion -, dann bilden gerade diagramme eine ironische reduzierung eines komplexen sachverhaltes. ein beispiel dazu: wenn wir versuchen würden, ein diagramm für die aufgabe "wie lebe ich einen tag auf der erde" zu zeichnen, stelle ich mir folgendes diagramm vor: massive verzerrungen überall, aber auch ein verrücktes zusammengedrücktes etwas.
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> [question-2//perspektive] avantgarde ist auch ein voyeur des establishments und benutzt dafür zeitgemässe apparaturen und medien. deine visuellen arbeiten sind voller augen/punkte: die position/ierung des betrachters und der aspekt der kontrolle scheint wichtig. welche rolle nimmt der betrachter/leser in deiner arbeit ein und wohin richtet sich ihr fokus?
>> [question-2//response]=[mark ehling]
es ist schwierig für mich, eine antwort nach dem betrachter (oder die rolle die er/sie spielt) zu geben, weil ich mich in meiner arbeit damit nicht wirklich befasse. nicht dass mich diese frage nicht interessiert – ich liebe den betrachter! – aber – um ehrlich zu sein – ich versuche mich vorrangig zu amüsieren in meiner arbeit, etwas zu machen, dass meinen fokus ausrichtet. daher versuche ich etwas zu machen, dass mich für einen moment anhalten läßt und als betrachter einnimmt.
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> [question-3//perspektive] "wenn es cool aussieht – ist es cool." mit diesem motto faßt du deine arbeit zusammen. könnte deine arbeit auch als "montierte schönheit" bezeichnet werden?
>> [question-3//response]=[mark ehling]
nun ja, "schönheit" ist ein aufgeladenes wort und ich weiss nicht, ob ich meine arbeiten als schön bezeichnen würde. wenn ich an schönheit denke, halte ich mich mehr an sonnenaufgänge und andere naturwunder. in meiner arbeit interessiere ich mich vor allem für "ikonographische" macht, eine bestimmte kompositorische schönheit. etwa so: als ich ein kind war, haben die lokalen zeitungen diese kleinen bildelemente für den beginn der einzelnen zeitungsabschnitte verwendet. die autoseite hatte ein kleines auto im header, die sportseite kleine schläger und bälle usw.. mein bruder und ich waren fasziniert von diesen bildchen/icons, haben die bilder ausgeschnitten und sie auf diese grossen posterrahmen montiert. wir haben nichts weiter mit den bildern gemacht, sie einfach nur angesehen. warum hat das unsere aufmerksamkeit so erregt? ich weiss es nicht. wir haben wohl irgendeine "designte" schönheit in diesen bildern entdeckt – zwar nicht dieselbe schönheit, über ein sattes flusstal zu sehen – aber auch eine schönheit. und somit werde ich wohl immer noch von diesen kleinen schlägern und bällen eingenommen und frage mich warum.
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