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[question-1] :v: [question-2]
> [question-1//perspektive] die aufgabe von avantgarde heute ist, die oberfläche hegemonialer strukturen zu zerstören: die "netten" oberflächen des dominanten codes zu dekonstruieren oder zu unterbrechen. ihre visuellen arbeiten sind - wie ein titel eines ihrer arbeiten suggeriert – wie ein "hineingraben" (mining) in die sprache. was suchen sie auf dem weg durch den "sprachstollen"? ist dekonstruktion ein brauchbares konzept für ihre arbeit?
>> [question-1//response]=[derek white:]
wir sind auf der höhe des informationszeitalters - nur wenige arbeiten noch mit oder in der "physischen" warenwelt, arbeiten meisthin nur mit konzepten und daten. wir werden mit informationen bombardiert und es hat den anschein, daß jede mögliche kombination von wort und bild bereits besteht - jetzt geht es nur noch um den transfer/die vermittlung dieser kombination. es ist kein mangel an medialer vermittlung zu erwarten - das problem ist vielmehr im filtern der inhalte und auffinden von interessanten informationen. anstatt ideen wieder aufzuwärmen, versuche ich zu dekonstruieren, zum kernpunkt vorzudringen und dort konzise objekte zu bearbeiten.
vor einigen jahren hatte ich die gute möglichkeit in einer kupfermine zu arbeiten. es war eine sehr dankbare art mit einem klaren ziel zu arbeiten: nach einem einfachen und wertvollen element zu graben, das aus rein praktischen gründen nicht in kleinere elemente aufgespalten wird. sicherlich ist die nachfrage nach kupfer uns allen gegenwärtig, auf einer metaphorischen basis ist kupfer sogar eine fundamentale währungseinheit. als feldgeologe würde ich eine vielzahl von untersuchungen machen: biochemisch-geologische feld studien, indem ich einfach durch fernes gelände streife und strategische pflanzenproben entnehme. diese proben könnten dann analysiert und bestimmt werden, was hunderte meter unter der oberfläche liegt, die nur pflanzen erreichen.
ich nähere mich kunst und literatur in ähnlicher weise - hineinbohren, sich aussetzen, sich einem routineritual hingeben - das kann von jedem nachvollzogen werden. dann das ganze konservieren und weiter nach unten graben durch die obersten schichten (einfache medien- und textschichten), bis man auf eine ader trifft. wenn man auf eine ader trifft, dann sollte man diese ausbeuten. aber noch sind wir nicht am unteren ende. bis jetzt haben wir nur das minderwertige erz, das man nun aus dem boden holen muss, ausschmelzen, reinigen, rausbrechen usw., bis man reines kupfer erhält. jetzt hat man endlich material, das formbar ist, mit dem man arbeiten kann. von diesem punkt an beginnt für mich kunst und man formt aus den "früchten" der datenbohrung etwas, das ergebnis und prozess der datenfindung widerspiegelt.
> [question-1//perspektive] noch vor einigen jahren spazierte bilwets daten dandy entlang der hypermedialen highways als eine art nachfahre von walter benjamins flaneurfigur, die seinerzeit durch paris passagen flanierte. heute ist der daten dandy alleingelassen in der "real existierenden elektronischen einsamkeit" (bilwet) und mehr als zuvor eingekapselt. als leserin/surferin durch ihre visuellen texte/gedichte fühlt man sich stark als flaneur oder als "wanderer" durch sprachhügel. manchmal hat man sogar den eindruck, "buchstaben riechen zu können". sind ihre texte einer virtuellen landschaft vergleichbar? wie wichtig sind sinnesorgane für ihre arbeit?
>> [question-1//response]=[derek white:]
ich habe eine theorie, dass wir alle als augäpfel beginnen. unser körper dient nur dazu, unsere augäpfel durch die landschaft zu bewegen. für mich ist das ein wichtiges grundbedürfnis – die sinne durch die welt zu bewegen, um "sinn" zu machen/herzustellen. alle anderen bedürfnisse (sex, hunger, usw.) sind eher konsequenzen oder begleitumstände, um das grundsätzliche streben nach dem "sensorieren" der welt zu unterstützen.
ich liebe es tatsächlich, zu wandern und in die berge zu gehen, in New York sehe ich mich durchaus als "urbaner" wanderer oder flaneur. am liebsten setze ich mich dem konstanten fluss von text und "lese"-material in den strassen aus – werbungen auf taxis, reklamewänden, leuchtreklamen, börsentickern, logos auf designerkleidung, graffitis, gadgets in meinem palm, flugbätter auf dem boden, inschriften auf betonwänden...es ist ein guter medienstrom, in den man sich jederzeit einklinken und eine momentaufnahme für sich machen kann. new york hat sicherlich meine arbeit in einer sehr visuellen, "konkreten" und nicht-linearen art und weise beeinflusst.
das internet ist eine weitere landschaft, die uns von zuhause aus auf alle möglichen ecken der welt zugreifen läßt. trotz grosser vorteile hat dieses wandern auch eine "kalte" losgelöstheit. als referenzquelle oder zum daten sammeln ist es sehr wertvoll, wir verlieren jedoch auch sehr schnell die umgebung aus den augen. ähnlich einer drogenerfahrung wird die sitzhaltung nicht selbst bewegt – nur illusionär fortbewegt.
aborigines in australien nutzen die merkmale der landschaft auf ihren wanderungen als punkte, um sich an geschichten zu erinnern. die merkmale erhalten aber erst dann bedeutung, wenn man sich in der landschaft bewegt. diese erfahrung auswerten und als künstler durch text und bild zu tragen, ist meine aufgabe. sicherlich sollte der rezipient ein ähnliches repertoire an erfahrung von landschaften haben, um vergleiche ziehen zu können.
in bewegung zu sein, ist ein wichtiger zustand für mich, so auch das herstellen eines bewegungszustandes und eines geographischen referenzrahmens. sobald man sich durch eine landschaft bewegt, ist man auf alle sinne angewiesen, um ein vollständiges bild zu erhalten. es ist einfach anzunehmen, dass eine landschaft ausserhalb von uns existiert, aber wenn wir ehrlich sind, sind es unsere sinne, auf die wir uns dabei verlassen. die effektivste kunst und literatur ist jene, die direkt die sinne anspricht, um "sinn zu machen".
[-- auszugsweise übersetzung --]
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