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[question-1]
> [question-1//perspektive] die situationisten machten auf die gesellschaft als spektakel aufmerksam. 391.org als eine art situationistischer nachfolger reflektiert das spektakel selbst, macht das publikum wissen, dass es (in einem) das grosse spektakel ist - in einer multimedia show eines grossen blanken raubzugs. glauben sie, dass dada heute die rolle eines "erleuchtenden" avatars übernehmen kann oder rangiert es nur noch innerhalb virtueller bereiche?
>> [question-1//response]=[391.org - arteficial:]
391.org ist eine webseite, die im cyberspace existiert; 391.org ist ein produkt einer internationalen zusammenarbeit und transzendiert somit nationale grenzen. trotzdem wäre es schlecht für uns, den derzeitigen transnationalen hype und universalismus zu übersehen; es ist richtig, dass eine der geplanten zukünftigen ausgaben von 391.org nur bilder enthalten wird, keinen text. trotzdem wäre es in dieser post-dada kultur absurd, zu behaupten, dass das "visuelle esperanto" in diesem heft eine "internationale sprache" sein wird (heute können wir sagen, dass mit einiger sicherheit, bilder und worte nur innerhalb und relativ zu ihren lokalen kontexten, in denen sie vorkommen, bedeutung haben). all das führt natürlich zu einem evidenten fakt von 391.org - es ist in englisch verfasst.
der fakt, dass 391.org in englisch verfasst ist, ist nicht das ergebnis der reflexion, dass englisch aufgrund amerikanischer ökonomischer und kultureller hegemonie zu einer dominanten form verbaler und schriftlicher kommunikation heute geworden ist. dieser fakt reflektiert eher den zufall, dass zwei der (neu)gründer von 391.org englisch sprechen. ohne die grundsätzliche intention von 391.org nach einer internationalen plattform schmälern zu wollen, darf die kulturelle signifikanz hinter diesem zufall nicht vergessen werden.
die räder kulturellen selbstverständnisses drehen immer schmalere kreise.
130 jahre zuvor wurde die moderne vorangetrieben: nicht von europäischen künstlern, sondern von viktorianischen ingenieuren. dem lob der maschine folgte in england die geburt der industriellen revolution. dieselben ingenieure, die geschwindigkeit und präzision in ihrer arbeit verherrlichten, zogen eine grenze zwischen der ästhetik der technik und den grellen ornamenten, die sie als "kunst" bezeichneten (die strukturellen formen ihrer gebäude zelebrierten funktionalität, die neogothischen fassaden, die ihre gebäude einfassten, waren ihre kunst).
von dieser englischen perspektive aus können die bewegungen am anfang des 20. jahrhunderts wie futurismus, konstruktivismus und auch dada als das entfernen dieser künstlichen grenze zwischen arbeit und kunst verstanden werden - die verherrlichung der ästhetik der maschine führte über den reinen technik-workshop hinaus. aber die spezielle englische art konnte diese neue maschinenästhetik nicht wirklich goutieren - das heilige sollte profanisiert werden. die "kleckse" des vortizismus und die überhastete nachkriegsarchitektur liess die englische kultur bis 1977 gegen den modernismus widerstehen.
der situationismus war fuer das paris 1968 geeignet. wir kommen aber aus einer anderen zeit. aus unserer eigenen situiertheit heraus haben wir vom situationismus verwendet, was wir konnten (wie auch andere das gemacht haben - das strassentheater des "anti-roads movement" oder die "neu-linken" manifeste des hyper reality center (www.hrc.wmin.ac.uk)), jedenfalls kommt unsere grundlegende inspiration aus einer anderen ecke.
die englische punkbewegung der späten 70er (wie auch der situationismus der späten 60er) kann als ein weiterer schritt in der dadatradition gesehen werden. die ästhetik des punks entstand in den kunstschulen von london ("anti-art war der start" - X-Ray Spex). aber englischer punk war erwachsener dada. zuerst hat punk das rad der geschichte umgedreht: die geschichte des modernismus reichte bis dahin "von der waffe bis zur mode" , ab 1977 wurde mode selbst zur waffe im sozialen kampf. dann wies punk - "die rock invasion für arme" - die idee der avantgarde zurück und proklamierte die ära eines proletarischen Do It Yourself (DIY).
punk proklamierte seinen tod von beginn an. von 1977 war nach den kapitalistischen spielregeln klar, dass der weg von der waffe zur mode, dann von der mode zur waffe schliesslich wieder zur mode führen würde. aber aus seinem anti-elitehaftem DIY ethos ausgehend blieb sowas wie untergrund lebendig.
die wahrheit ist, dass immer ein residuum übrig bleibt für unseren aktuellen kulturzusammenhang, sei es englischer punk, situationismus oder selbst dada. sobald mit einem neuen medium innerhalb einer neuen ära nach dem kalten krieg ein neuer ismus entsteht und kompatibel zur letzten/post/prämodernen ära des 20 jahrhunderts ist, lassen sich immer auch linien zu beliebigen vorgängern ziehen - dada, punk, moderne poesie, dj kultur, situationismus. alle dadaerben waren bereits tot, bevor sie geboren wurden. das trifft auch auf 391.org zu.
was bleibt ist das kritisches bewusstsein über geschichte und gegenwart, eine tiefe faszination zu formen der kulturellen kommunikation, ein bestimmter hang zu zerstören und der sinn für humor.
391.org ist tot, sicherlich!
>> [question-1//response]=[391.org - babel:]
die situationisten haben die idee des lebens als spektakel explizit ausgeführt. sicherlich hat der (hyper)kapitalismus das spektakel selbst komfortabel gemacht, in gewisser hinsicht auch die situationisten. jetzt wird ihre revolution fortgesetzt: bit für bit (byte für byte). der fremdbestimmte/fragmentierte arbeiter ist nun ein produzierender konsument, sich des spektakels bewusst und ein aktiver teilnehmer darin. in der virtuellen welt wird fragmentierung zum vorteil: identitäten werden kreiert, man spiel damit, handelt damit. die relevanz von dada besteht darin, dass die virtuelle welt dadaistisch ist...so wird die paralyse von dada jedoch geschwächt (alle sind angezogen und es geht nirgendwo hin). 391 benutzt dada als eine sprache, die dieser situation angemessen ist, mit der intention, unter/zwischen die leeren räumen der virtuellen welt zu gelangen. duchamp strich hervor, dass die "leere" von dada als mittel gegen sich selbst eingesetzt werden kann: man wird daran erinnert, dass man nicht so leer ist, als man gedacht hat...
[-- auszugsweise übersetzung --]
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